
Die ruhigen Sonntage im Mai
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Früher dachte George, Sonntage seien dazu da, Schlaf nachzuholen, E-Mails zu lesen und Besorgungen zu erledigen, die er unter der Woche nicht geschafft hatte. Doch dieser Mai hatte ihn irgendwie versöhnlich gestimmt. Das Licht hatte sich verändert. Es ergoss sich in honigfarbenen Wellen über den Garten seiner Eltern, wärmte die Terrassenfliesen und brachte den Lavendel zum frühen Blühen.
Der Tisch war bereits gedeckt, als er ankam, mit einem Leinentuch bedeckt, das im Wind flatterte. Seine jüngeren Cousins rannten barfuß durchs Gras, ihr Lachen klang wie ein Windspiel, während sein Vater Spieße auf dem Grill drehte und etwas Vertrautes summte. Seine Mutter reichte ihm mit einem wissenden Lächeln ein Glas Holunderblütensirup.
„Das hast du geschafft“, sagte sie.
„Das werde ich mir nicht entgehen lassen“, erwiderte George – und merkte, dass er es ernst meinte.
Im Garten summte es mit der Leichtigkeit einer Familie, die so etwas schon einmal erlebt hatte. Jemand brachte eine Platte mit gebratenem Gemüse heraus, ein anderer stellte einen Korb mit noch warmem Brot hin. Sie setzten sich in beliebiger Reihenfolge, Stimmen überlagerten sich, Hände streckten sich aus, Schultern berührten sich. George sah sich um und sah seinen Onkel, der eine Gans nachahmte, um die Kinder zum Lachen zu bringen, seine Tante, die von ihrem neuesten Abenteuer beim Sammeln von Lebensmitteln erzählte, seine Großmutter, die Weißwein nippte und strahlte, als scheine die Sonne nur für sie.
Später, nachdem die Teller sauber gekratzt waren und der Duft von geschnittenem Gras und Flieder die Luft süßer machte, gingen sie in den Schatten des alten Apfelbaums. Dort, in der schläfrigen Stille des frühen Nachmittags, brachte jemand ein Tablett: starken Kaffee, Mandelkuchenstücke, frische Erdbeeren. George legte seine Finger um die warme Keramiktasse und atmete tief aus.
„Das“, sagte er, „das ist ein Fika-Moment, nicht wahr?“
Seine Schwester hob eine Augenbraue. „Was weißt du über Fika?“
„Gerade genug“, lächelte er. „Entschleunigen. Die Pause genießen. Kaffee. Etwas Süßes. Gute Gesellschaft.“
„Sieh dich an“, neckte sie. „Wird poetisch.“
Aber George machte keine Witze. Etwas an diesem Moment – der Vogelgesang, das gesprenkelte Licht, das Summen der Bienen und Verwandten – ließ ihn verweilen. Früher eilte er zurück in die Stadt, zurück zu Lärm und Nachrichten. Doch heute ließ er sich von der Stille verwöhnen.
Er beobachtete seine Familie um sich herum – Generationen, die sich in unbeschwerter Freude versammelt hatten, und spürte eine Wärme, die tiefer ging als Sonne auf der Haut. Es war Verbundenheit, es war Rhythmus, es war das stille Glück, genau dort zu sein, wo man hingehört.
Und zum ersten Mal seit langer Zeit spürte George nicht die Anziehungskraft eines anderen Ortes.