Im Herbstwald auf Pilzsuche
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Der Morgen begann mit einer Stille, wie sie nur tiefe Wälder kennen – ein sanfter Nebel lag über dem moosigen Boden, die Blätter waren unter jedem Schritt feucht, und der Hauch von Regen hing noch in der Luft. Der Wald erstrahlte in leuchtenden Farben: Rostrot, Ocker, Bronze und Gold. Ein Tag, an dem die Welt langsamer, wärmer und großzügiger wirkte.
Mascha zog ihre Wollmütze fester über die Ohren und rückte den geflochtenen Korb an ihrem Arm zurecht. Um sie herum bewegte sich die Gruppe in fröhlicher Unordnung – Freunde, Nachbarn, ein paar Kinder, die mit unbändiger Begeisterung vorausstürmten. Alle paar Schritte bückte sich jemand, schob die Blätter beiseite und enthüllte einen kleinen Schatz: den runden Hut eines Steinpilzes, die zarte goldene Glocke eines Pfifferlings oder eine Gruppe kleiner brauner Pilze, die noch vom Morgentau benetzt waren.
„Hier ist einer!“, rief Lukas und hielt seinen Fund triumphierend hoch. Es war viel zu klein, aber niemand brachte es übers Herz, es ihm zu sagen. Sie lachten, ihr Lachen hallte durch die Bäume und vermischte sich mit dem Krächzen einer fernen Krähe und dem Rauschen des Windes in den Birken.
Je tiefer sie vordrangen, desto stiller wurde es. Sonnenstrahlen filterten durch das Blätterdach und tauchten die Luft in bernsteinfarbenen Staub. Farne streiften ihre Beine, und der Duft der Erde wurde intensiver, schwerer – Moos, Rinde und etwas süßlich-Pilziges, das die Essenz des Herbstes zu verkörpern schien.
Sie arbeiteten eine Weile in angenehmer Stille und unterhielten sich nur gelegentlich, wenn sie eine besonders ergiebige Stelle gefunden hatten. Jemand hatte eine Thermoskanne mit heißem Tee mitgebracht, ein anderer eine Papiertüte mit Zimtgebäck. Als sie eine Pause einlegten, setzten sie sich auf einen umgestürzten Baumstamm, die Hände kalt, aber die Stimmung gut. Dampf stieg aus ihren Bechern auf, und lange Zeit sprach niemand. Sie brauchten nicht zu sprechen. Der Wald erfüllte jede Stille.
Mascha blickte auf die Körbe – halb voll mit Pilzen in allen Formen und Farben. Sie spürte diese vertraute Zufriedenheit, die nicht von der Ernte selbst kam, sondern vom Hiersein – zusammen, die gleiche klare Luft atmend, Teil von etwas Altem und Einfachem.
Als sie sich auf den Rückweg machten, war das Licht in einen goldenen Dunst gehüllt. Der Pfad war mit Laub bedeckt, das unter ihren Stiefeln raschelte. Irgendwo hinter ihnen bellte ein Hund freudig, auf der Suche nach Gerüchen, die nur er kannte.
Am Waldrand blieben sie stehen. Die Bäume standen hoch und still, Hüter der Erinnerungen des Tages. Mascha blickte noch einmal zurück und lächelte beim Anblick – die schweren Körbe, die erfüllten Herzen und der Wald, ewig in seinem sanften Rhythmus.
Der Herbst, dachte sie, ist nicht nur eine Jahreszeit. Er ist ein Gefühl – das langsame Sammeln von Wärme vor der Kälte, das Genießen von Augenblicken, bevor sie wie Blätter davonfallen.