
Pinselstriche, Stille und ein Hygge-Moment
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Pinselstriche, Stille und ein Hygge-Moment
Das blasse Nachmittagslicht fing die Atelierfenster ein und warf einen goldenen Schimmer auf die Holzböden und die in einem unvollkommenen Kreis angeordneten Staffeleien. Draußen waren die Bäume kahl, und eine leise Kühle drückte gegen das Glas, doch drinnen strahlte Wärme aus von Lachen, Teetassen und dem entspannten Rhythmus gemeinsamer Kreativität unter Freunden.
Alisia tauchte ihren Pinsel in einen Ockerfleck, ihre Striche langsam und gemächlich. Ihr gegenüber blinzelte Daniel mit leicht heraushängender Zunge auf seine Leinwand, während Mina und Jakob über die Eleganz von Aquarell im Vergleich zu Acryl diskutierten. Die Luft summte von jener stillen Freude, die nur aus vollkommener Präsenz entsteht und Menschen ohne viele Worte verbindet.
Jemand hatte Gebäck mitgebracht, das nun halb aufgegessen auf einem Beistelltisch zwischen den Farbtöpfen lag. Daneben stand eine dampfende Kanne Tee, und in der Ecke flackerte eine einzelne Kerze in sanftem, bernsteinfarbenem Licht. Sein Duft erfüllte den Raum sanft – eine wohlige Mischung aus süßem Rauch und etwas Warmem, wie geröstete Kastanien und gemütliche Abende am Kaminfeuer. Alisia spürte ihn bei jedem Einatmen, er erdete sie wie das schwere Gefühl einer Strickdecke um ihre Schultern.
„Dieser Duft erinnert mich an einen besonderen Ort“, murmelte Jakob irgendwann, ohne von seiner Skizze aufzusehen. Alisia lächelte leise. Auch sie spürte es – dieses Gefühl der Stille, der langsam vergehenden Zeit, des Gefangenseins im Augenblick.
Im Laufe der Stunden begannen die Leinwände zu erblühen – mit sanften Landschaften und schiefen Stadtdächern, ungelenken Blumen und kräftigen abstrakten Bildern. Die Kunst musste nicht perfekt sein – es ging um den Prozess, das Miteinander, die Geborgenheit, von Menschen umgeben zu sein, die die Welt freundlicher machten.
Die Dämmerung drang durch die Fenster und tauchte den Himmel in Lavendel und Blau. Jemand zündete eine zweite Kerze an. Eine weitere Runde Tee wurde eingeschenkt.
So blieben sie noch lange nach dem letzten Pinselstrich – redeten, lachten, ließen Stille einkehren und wieder aufleben. Im sanften Licht des Ateliers, mit dem Duft von Wärme und Ruhe in der Luft, hatten sie etwas Seltenes gefunden: einen gemeinsamen Moment der Ruhe und Geborgenheit, still und erfüllt.
Und in dieser Stille war Kunst entstanden – nicht nur auf Leinwand, sondern in der sanften Schönheit des Zusammenseins.